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B-King: Die Wuchtbrumme

B-King: Die Wuchtbrumme
Gut Ding will Weile haben. Im Fall der Suzuki B-King hat es immerhin fünf Jahre gebraucht, um sich vom Konzept-Bike zum käuflichen Big Bike zu mausern. Bikersjournal.de hat sie gefahren


Sie ist groß, stark und wuchtig wie kein anderes Muscel-Bike. Die Suzuki B-King strotzt bereits optisch nur so vor Kraft, als könne sie vor eben dieser kaum Laufen. Und erst dieses riesige, ausladende Gewölbe vor dem mühsam angefutterten Waschbärbauch: Das ist blanker Chauvinismus, gepaart mit einem gesunden Schuss Dekadenz. Was also passt in diesem Zusammenhang besser als der 1.340 ccm-Hayabusa-Vierzylinder der zweiten Generation?

184 Pferde katapultieren die B-King bei Bedarf bis auf echte 250 km/h. Auch wenn das digitale Mäusekino ein wenig flunkert und recht optimistische 270 Sachen verspricht, kam bei uns zu keiner Zeit der Wunsch nach noch mehr Topspeed auf. Ebenso beeindruckende 146 Nm sorgen für die Big Bike-typische Coolness. Insbesondere wenn es darum geht, gemeine Vierradler im Zoom-Verfahren in Windeseile wegzuschnupfen, gibt es nach wie vor nichts Besseres als überschüssige Kraftreserven. Dabei gibt sich die dicke Suzi ansonsten überraschend umgänglich. Okay, die fahrfertig knapp 260 Kilos kann auch sie nicht vollständig leugnen. Dafür gibt sich die B-King trotz fetter 200er-Pelle am Hinterrad vergleichsweise handlich. Nicht so agil wie die aktuelle Z 1000 aus dem Hause Kawasaki - dafür noch ein bis zwei Klassen souveräner. Weil derart viel Bums zum geliebten Spiel mit Gas, Kupplung und Bremse nur so verführt, findet man zum leicht tänzelnden Vorderrad verdammt schnell Vertrauen. Kaum zu glauben, dass man es hier mit dem derzeit stärksten Naked Bike zu tun hat.


Extrem breit muss der Pilot die Beine um Tank bzw. Attrappe spreizen. Der Zündschlüssel findet auf demselben seine einzig wahre Position. Und Fahren kann der Bolide auch noch

Einen großen Anteil daran hat die treffliche Dosierbarkeit des G-Kat bereinigten Einspritzmotors. Ab 2.000 /min-1 kann bedenkenlos am Quirl gedreht und der Fun-Faktor fast ausnahmslos über den Gagriff reguliert werden. Richtig spaßig wird's ab 6.000, wirklich böse wenig später ab 7.000 /min-1 - kurz bevor das maximale Drehmoment anliegt. Nominell liefert der Four seine Nennleistung bei 9.500 /min-1 ab, dreht dabei - wenn's sein muss - aber auch bis 11.000 Touren weich aus. Etwas mehr Engagement verlangt die Bedienung der Kupplung: Während die Dosierbarkeit die Strebernote 1 verdient, könnten die erforderlichen Bedienungskräfte gern eine Spur niedriger ausfallen.

Leicht und exakt lässt sich das Sechsgang-Getriebe schalten. Die enormen Zugkräfte der Antriebskette sorgen für den B-King-typischen Aufwärtsdrang des Vorderrades. Selbst verwöhnte Biker können da nur mit der Zunge schnalzen, notorischen Jet-Helm-Fahrern empfehlen wir darum einen Deckel mit strammem Sitz um die Wangen. Sonst kann es die Mundwinkel womöglich doch noch bis zu den Ohrläppchen ziehen. Wer mutig die Gänge durchlädt und sich von den spürbaren Vibrationen nicht aus der Ruhe bringen lässt, muss sich wirklich gut am Lenker festhalten und das Bike an der Front förmlich niederdrücken. Das Vorderrad will nach oben steigen. Immer und immer wieder.

Bei Regenfahrten ist freilich eine Extraportion Obacht geboten. Nur zu gern schlupft das Gummi unkontrolliert über den Asphalt, sodass bei Zeiten der Wunsch nach einer Traktionskontrolle aufkommt. Solch nettes Helferlein sucht man an der B-King jedoch genauso vergebens wie ein ABS. Letzteres ist nach Herstellerangaben frühestens für den Jahrgang 2008 angedacht. Glücklicherweise verfügt die B-King bereits jetzt über ordentlich abgestimmte Federelemente, sodass selbst sportlichen Einlagen auf der Hausstrecke nichts im Wege steht. Die beiden mächtigen Vier-Zangen-Radialstopper im Vorderrad reagieren ebenfalls angenehm direkt, ohne den Piloten mit zu viel Biss zu überfordern. Da geht richtig was!


Die Sitzposition ist Konzept bedingt ziemlich relaxt, der Windschutz durch die keilförmig geschnittene Lampenverkleidung gar nicht so übel wie anfangs erwartet, Schnitte von 150, 160 kaemha sind keine Utopie - darüber wird's allerdings schon ziemlich Kräfte zehrend. Die Sozia sollte nach Möglichkeit möglich smart und damit windschlüpfrig sein, da sich in Verbindung mit den relativ hoch angebrachten Rasten keine rechte Speed-Einheit einstellen will. Apropos Speed: Mit 6,4 Liter Super/100 km gehört die B-King nicht zu den Spritfressern. Das ist gut so, fasst doch das augenscheinliche Mega-Fass lediglich reale 16,5 Liter. Sorry, aber das ist angesichts der Größe ziemlich dürftig. Selbst wenn bei flotten 200 Sachen nur sehr selten mehr als 7,5 Liter durch die Düsen gepresst werden, beginnt die Spritwarnlampe dann schon nach gut 160 Kilometern nervös zu blinken.

Zu guter Letzt ein Wort zu den Darth-Vader-Tröten des 13.290 Euro Streetfighter: Man muss sie (nicht) mögen, doch passen sie zu dem martialischen Eindruck der B-King wie die Faust aufs Auge. Die Zubehöranbieter wird es jedenfalls sicher nicht stören, dass die beiden Rohre das an sich schöne Design doch noch versauen (ups, jetzt ist's mir doch rausgerutscht ...). Ein schicker Underseat-Solo-Topf - das hätte es sein können. Vor allem aber mit ein bisschen mehr Bass. Das sollte sich aus 1.340 ccm Hubraum doch auch noch rausholen lassen.

Technische Daten
Wassergek. Vierzylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, Hubraum 1.340 ccm, Leistung 184 PS/135 kW bei 9.500 /min-1, max. Drehmoment 146 Nm bei 7.200 /min-1, Höchstgeschwindigkeit 247 km/h, elektronische Einspritzung, geregelter Katalysator, Einstufung nach Euro-3-Norm, sechs Gänge, hydr. bet. Kupplung, Sitzhöhe 805 mm, Tankinhalt 16,5 Liter, Sekundärantrieb über Kette, Gewicht fahrfertig 260 kg, zul. Gesamtgewicht 460 kg, Verbrauch 6,4 Liter/100 km Superbenzin, Preis: 13.290 Euro

Quelle: Bikers Journal


Geschrieben von Marvelino am Montag, 31. Dezember 2007

B-King: Die Wuchtbrumme

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